Editorial
            von Wolfram Schmidt
                        
                        Liebe Schwestern und Brüder,
mit dem Hochfest Allerheiligen und dem folgenden Allerseelentag eröffnet die katholische Kirche den November.
Allerheiligen - Wollen Sie eine Heilige/ein Heiliger sein? In den 2000 Jahren Christentum sind uns ja viele Heilige zum Vorbild gegeben worden: da sind die Märtyrer, die ihr Glaubenszeugnis mit ihrem Leben besiegelt haben, etwa die Apostel oder Menschen wie Sebastian oder Katharina von Alexandria bis hin zu Maksymilian Kolbe, Edith Stein oder Dietrich Bonhoeffer; da sind diejenigen, die ihren Glauben lehrend und unterweisend für andere weitergegeben haben, wie Augustinus, Thomas von Aquin, Martin Luther, Hildegard von Bingen oder Don Giovanni Bosco; da sind Frauen und Männer, die sich in Gebet und Arbeit in einem Kloster oder als Einsiedler zurückgezogen haben, wie Antonius, Franziskus, Klara oder Theresia von Avila; da sind Familienmütter und -väter, die sich in ihrer Familie zum Leben aus dem Glauben entschieden haben, wie Monika oder Thomas Morus; selbst Regierende und gekrönte Häupter lebten ihr christliches Zeugnis, Kaiser Heinrich II. und seine Gattin Kunigunde, Ludwig IX. von Frankreich oder Elisabeth von Thüringen.
Die Liste der offiziellen Heiligen ist lang - da sollen/wollen wir dazugehören? Das ist doch eher ein unwirklicher Traum. So toll, so glaubensstark, so beispielhaft sind wir doch nicht! Heilig-sein, das ist doch eher nichts für uns Normalchristen!
Ihr seid also jetzt nicht mehr Fremde und ohne Bürgerrecht, sondern Mitbürger der Heiligen und Hausgenossen Gottes. - so schreibt der Apostel Paulus in seinem Brief an die Gemeindemitglieder in Ephesus. Ja, Sie haben richtig gelesen: Wir sind Mitbürger der Heiligen! - oder um es noch deutlicher zu sagen: Wir sind die Heiligen Gottes! Paulus eröffnet mehrere Briefe mit dieser Anrede an die berufenen Heiligen von ….
Wir auch? Diese Frage ist mit einem eindeutigen JA! zu beantworten. Wir alle, die wir getauft sind, wir sind die Heiligen Gottes. Und das auch, ohne irgendetwas Herausragendes leisten zu müssen - einfach aus dem Grund, weil Gott uns liebt. Und seien Sie versichert: die meisten der großen Heiligen, die uns da als Vorbild vor Augen gestellt werden, hatten ihre menschlichen Macken und Schwächen - und haben dennoch den Heiligenstatus erreicht. Denn es kommt nicht darauf an, etwas Besonderes leisten zu müssen, das vielleicht auch noch dauerhaft, um heilig zu sein. Es kommt nur darauf an, anzunehmen, dass wir zur Gemeinschaft der Heiligen gehören!
Somit ist der Allerheiligentag unser Feiertag, der Tag, an dem wir uns feiern können. Tun wir das, an jedem 1. November, an jedem Allerheiligentag im Jahr!