Weihnachten ist ganz ANDERS
von Karola Emge-Kratz
Als ich beginne diesen Artikel zu schreiben, ist es kurz vor dem Christkönigsfest – der letzte Sonntag im Kirchenjahr erzählt uns von der ANDERSartigkeit des Königtums Christi: bei ihm und mit ihm ist alles ANDERS. Er stellt sozusagen alles auf den Kopf. Das bedeutet, dass bereits vor und mit seiner Geburt alles ganz ANDERS ist.
Der Engel Gabriel kommt zu einem jungen Mädchen, Maria, und übermittelt seine göttliche Botschaft. Es ergeht eine direkte Frage an Maria: Willst du die Mutter des Gottessohnes sein? Kein Zögern, kein Zaudern. Die Antwort: Ja ich will – mir geschehe nach deinem Wort!
Ungeheuerliches, Unerklärbares, es ist eben alles ANDERS. Und als Josef, ein einfacher alter Handwerker, dessen Frau sie nicht ist – nicht versteht, warum sie schwanger ist, begegnet ihm
wieder eine himmlische Antwort. Ganz ANDERS als erwartet und als die Gesetze der Religion und des Landes es vermuten lassen. Wieder ist es ein Engel, der Josef in das ganz ANDERE einweiht. Er soll sie nicht verstoßen und verlassen, sondern zur Frau nehmen und dem Kind – dem Sohne Gottes – ein guter Vater sein.
Auch die Umstände der Geburt sind auf keinen Fall als gewöhnlich zu bezeichnen. Sie müssen wegen einer Volkszählung nach Bethlehem reisen und finden, da die Geburt kurz bevorsteht, keine Herberge und keine Unterkunft, die sich für eine Niederkunft geeignet hätte. Immerhin dürfen sie in einem Stall rasten und dort geschieht das erste Weihnachten: Jesus kommt zur Welt, wird von eigentlich unbedeutenden Hirten gefunden, die einem ungewöhnlichen Stern gefolgt sind. Sie kommen und beten an, ein Gloria schallt über die Felder.
Wie gesagt: alles ganz ANDERS, ganz außerhalb der bis dahin geltenden Norm.
Auch die Weisen des Morgenlandes finden später nicht ein königliches Kind in einem Palast vor, wie sie dem Stern folgend erwartet hatten, sondern ein kleines, hilfloses Kind, das in Windeln gewickelt in einer Krippe lag. Sie erkennen den Sohn Gottes und machen sich klein vor einem Säugling, von dem Großes, aber ganz ANDERES, zu erwarten sein wird.
Das führt mich zur Frage: was bedeutet das Weihnachtsfest für uns? Geht es vorrangig um Glitzer, Kommerz, und familiäre Glückseligkeit in einem üppigen Genussszenario... oder ist da doch auch in unseren christlichen Erwartungen die Sehnsucht nach dem ganz ANDEREN?
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen diesmal von Herzen ein ganz ANDERES WEIHNACHTEN.