von Frank Lehmann( Vorsitzender Förderverein Alte Pfarrkirche e. V.)
Zum Jubiläum Festgottesdienst mit Weihbischof Dr. Bentz
Zugegeben: Was sind schon 25 Jahre, verglichen mit den über 570 Jahren der Alten Pfarrkirche. Wie ein 50-Meter-Lauf zum Marathon (42 km).
Dennoch: Wir sind stolz auf das Jubiläum, wollen die Silberhochzeit feiern und haben uns für Mitglieder, Förderer und Freunde einiges einfallen lassen.
Den Auftakt bildete am 20. März ein Konzert der Schellack-Solisten aus Mainz mit Melodien und Schlagern aus den 20er und 30er Jahren des letzten Jahrhunderts, aus Platzgründen in der Marienkirche. Ein voller Erfolg, denn rund 300 Besucher wollten den musikalischen Rückblick genießen und kamen voll auf ihre Kosten. Höhepunkt wird der Festgottesdienst am 15.05.2022 um 11.00 Uhr sein, - natürlich in der Alten Pfarrkirche. Weihbischof Dr. Udo Markus Bentz aus Mainz und Pfarrer Wolfram Schmidt werden zelebrieren. Dr. Bentz hat, als wir anfragten, spontan zugesagt, obwohl er am 15.5. nach Kairo zu einer Konferenz fliegen muss. Toll! Der Kirchenchor von St. Johann und Organist Richard Mallmann umrahmen den feierlichen Gottesdienst musikalisch. Im Anschluss lädt der Verein zu einem kleinen Empfang rund um die Pfarrkirche ein.
Die Jubiläumsfeiern abschließen wird am 9. Oktober um 16.00 Uhr, ein Konzert mit dem Boheme-Quartett, Musiker der Neuen Philharmonie Frankfurt, die ja ihren Sitz nach Hanau verlegt hat. Ein musikalischer Leckerbissen mit Klassik und Pop.
Hilfe. Ich verfalle!
Zur Historie: Am 15. Mai 1997 wurde der Verein gegründet. Die Alte Pfarrkirche befand sich damals in einem desolaten baulichen Zustand. Dach undicht, Tragbalken massiv von Nässe betroffen, Rost an Stahlträgern, Glocken usw. Schlimm! Bistum Mainz und Stadt Hanau (der Kirchturm der Pfarrkirche war in alten Zeiten ja städtischer Wehrturm) sahen keine finanziellen Spielräume für eine Sanierung, die wenn überhaupt umfassend sein musste, also echt teuer werden würde. Eine erste Baukostenschätzung (1996) ging schon von 2,4 Millionen D-Mark Gesamtkosten aus. Was also tun?
Die Idee einer Bürgerinitiative machte die Runde. War die Rettung und der Wiederaufbau der Alten Oper in Frankfurt nicht auch durch Bürgerengagement eingeleitet worden? Also fanden sich sieben Steinheimer, ähnlich wie die Sieben Schwaben der Brüder Grimm (aber nicht so tölpelhaft) zu einer verschworenen Einheit zusammen, gründeten den Verein mit dem Ziel, so die Satzung, finanzielle Mittel zu beschaffen, die für die Sanierung benötigt werden. Klingt harmlos, war aber fast eine Herkules-Aufgabe. Erster Schritt: Die Öffentlichkeit auf die Not aufmerksam machen, Mitglieder werben, Spenden sammeln. Ein Faltblatt (Folder) mit der Überschrift Hilfe Ich verfalle! erregte Aufsehen, sorgte aber auch für erste Gelder und vor allem (zahlende) Mitglieder.
Treuequote bei 37% – Wer macht noch mit?
Zwei Jahre später, 1999, zum 550sten Jubiläum der Kirche wurde die Notlage noch deutlicher sichtbar. Das Banner 550 Jahre, die Luftballons und Fahnen konnten die schmutzige Außenhaut der Kirche nur mäßig kaschieren.
Um es kurz zu machen: Die grundlegende Sanierung der Alten Pfarrkirche als einmaliges gotisches Kleinod im Main-Kinzig-Kreis war plötzlich beschlossene Sache. Von Bistum, Stadt Hanau und Pfarrei St. Johann, also auch unserm Förderverein. Nur fünf Jahre dauerten die Baumaßnahmen, außen wie innen. Ein Beispiel: 600000 € kosteten allein die Außenarbeiten inkl. Dach und Putz. Von diesen Preisen kann man heute nur noch träumen. Davon trug das Bistum mit 255000 € den Löwenanteil, Pfarrei/Förderverein stattliche 200000 €, Stadt Hanau 90000 € und der hessische Denkmalschutz 50000 €. Ein Kraftakt für alle Beteiligten.
Am 12. Dezember 2004 war es dann so weit: Im 555sten Jahr nach der Erbauung erschien die Alte Pfarrkirche im neuen Glanz, für Kardinal Lehmann bei der festlichen Altarweihe bis heute ein Sinnbild für Heimat und Geborgenheit. Für Diözesankonservator Dr. Kotzur, der die Arbeiten akribisch, manche sagen streng begleitete, zeigt die Kirche heute wieder ein einheitliches Raumbild, ohne störende moderne Zutaten. Die besondere Atmosphäre dieses mittelalterlichen Bauwerks blieb erhalten.
War die Arbeit des Fördervereins damit beendet? Nein. Der Beschluss war einstimmig, auch in Zukunft Gelder für eventuelle Schäden, Renovierungen sowie die Unterhaltskosten (Strom, neue Heizung) bereit zu stellen, also den Unterhalt/Erhalt der klaa Kerch finanziell abzusichern. Mit den Beiträgen der Mitglieder und Spenden, vorrangig aus Events wie Konzerten oder Lesungen.
Privat
Ein Höhepunkt (Highlight) der letzten Jahre ist die Weihnachtstanne auf dem Turm. Zeitlich parallel mit dem Baum auf dem Petersplatz in Rom wird die 8-Meter-Tanne aus dem Vogelsberg unter Mithilfe der Steinheimer Feuerwehr und Vereinsmitgliedern per Hubwagen aufs Dach gehievt, dort sturmsicher verankert, mit LED-Lichterketten versehen und strahlt immer bis Maria Lichtmess (Anfang Februar) weit in die Region hinaus. Ein Blickfang, nicht nur zur Freude der Steinheimer!
Heute hat der Verein 108 Mitglieder (Stand: März 2022), davon sind über 40 seit Gründung dabei. Eine Treuequote von 37%. Toll.
Zu Vorstand und Beirat gehören acht Mitglieder. Ja, auf dem Bild sind nur Männer zu sehen. Von links Dr. Winfried Hoffmann (Beirat), Josef Volk (Schriftführer), Dr. Wolfgang Pohlmann (Beirat), Frank Lehmann (Vorsitzender), Hans-Joachim Bertram (Beirat), Stephan Busch (Kassierer) und Antoine Meijlink (Beirat). Nicht im Bild: Maria Illert (Beirat) und Christa Grünbecken, die auf der Hauptversammlung im September in den Beirat gewählt werden soll. Damit liegt die Frauenquote bei nur 22%, verglichen mit den umfangreichen Aktivitäten von Frauen in der Gemeinde viel zu gering. Deshalb sucht der Verein Verstärkung zur Mitarbeit, vor allem Frauen und Jüngere.
Erfolge hat der Förderverein in den 25 Jahren eindrucksvoll unter Beweis gestellt. Daran gilt es jetzt anzuknüpfen. Also: AD MULTOS ANNOS!