• Warum feiern wir Sonntagsgottesdienste?

  • von Wolfram Schmidt

    Über die Bedeutung und den Aufbau der sonntäglichen Gottesdienstfeiern


    (Teil 13)

    4.2.2. Die Verkündigung des Wortes Gottes


    Kern und Höhepunkt der Wort-Gottes-Feier sind die nun folgenden Lesungen aus der Heiligen Schrift. In ihnen begegnen die Feiernden Gott.

    4.2.2.1. Die erste Lesung


    In der Wort-Gottes-Feier am Sonntag wird nun dieselbe erste Lesung wie in einer Eucharistiefeier von einer Lektorin/einem Lektor verkündet. Sie ist in der Regel aus dem Alten Testament entnommen und inhaltlich auf den Evangelientext abgestimmt. Auch in der Wort-Gottes-Feier wird die Lesung mit dem Ruf Wort des lebendigen Gottes abgeschlossen, auf das die Zuhörenden mit ihrem Dank sei Gott antworten.

    4.2.2.2. Der Antwortgesang


    Zur Wortverkündigung gehört der Antwortgesang. Eingerahmt von einem Kehrvers verkündet eine Kantorin/ein Kantor singend einen weiteren biblischen Text - aus dem Buch der Psalmen. Diese Liedstrophen greifen auf ihre Weise das in der Lesung Gehörte auf und bedenken es weiter. Das Singen eines einfachen Kirchenliedes wird auch in einer Wort-Gottes-Feier dieser Absicht in der Regel nicht gerecht.

    4.2.2.3. Die zweite Lesung


    Die zweite Lesung ist einem der neutestamentlichen Briefe entnommen.
    In der Wort-Gottes-Feier an einem Werktag ist in der Regel nur eine Lesung vorgesehen, entnommen aus dem Alten oder Neuen Testament. Dabei kann auf die Leseordnung für die Werktagsmessen zurückgegriffen werden. Diese ist gestaltet in zwei Jahresreihen, meistens fortlaufend einer biblischen Schrift entnommen. In den geprägten Zeiten (Adventszeit, Weihnachtszeit, österliche Bußzeit, Osterzeit) sind es ausgewählte Schriftlesungen, die der Zeit entsprechen.
    In Wort-Gottes-Feiern können die Lesungs- (und auch Evangelien-) -texte auch dem Anlass des Gottesdienstes entsprechend ausgewählt werden.

    4.2.2.4. Der Ruf vor dem Evangelium


    Als Huldigungsruf vor der Verkündigung des Evangeliums wird von der Kantorin/dem Kantor nun der Halleluja-ruf angestimmt (in der österlichen Bußzeit wird - quasi als Verzicht auf den großen österlichen Jubelruf - ein Christus-Ruf angestimmt).

    4.2.2.5. Das Evangelium


    Im Evangelium spricht Jesus Christus selbst zu uns. Er verkündet uns seine Frohe Botschaft, sein Evangelium. In der Wort-Gottes-Feier übernimmt die Leiterin/der Leiter der Feier oder auch eine Lektorin/ein Lektor diese Verkündigung.
    Wie in der Heiligen Messe kann auch in der Wort-Gottes-Feier die Proklamation des Evangeliums durch Leuchterdienst der Ministration und/oder durch Inzens mit Weihrauch hervorgehoben werden.

    4.2.2.6. Auslegung und Deutung


    Nun wird ein Text (oder auch mehrere Texte) der Schriftverkündigung ausgedeutet und erschlossen. So soll das Verständnis der biblischen Texte gefördert werden, Brücken zum Alltag gebaut werden. Diese Aufgabe kommt in der Regel der Leiterin/dem Leiter der Feier zu.
    Insbesondere in einer Wort-Gottes-Feier hat diese Auslegung einen hohen Stellenwert - geht es doch in dieser Feier schwerpunktmäßig um das Wort Gottes!
    Diakone und hauptamtlich pastorale Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter (Pastoral- bzw. Gemeindereferentinnen/-referenten) haben von ihrer Ausbildung her die bischöfliche Sendung zur Predigt erhalten. Ehrenamtliche Wort-Gottes-Beauftragte haben diese Sendung bedauerlicherweise nur in eingeschränktem Maße oder gar nicht (vgl. Kapitel 3.2.6 dieses Artikels).
    Doch können auch sie auf unterschiedliche Weise dem Auftrag der Auslegung und Deutung nachkommen:
    • durch das Verlesen einer Predigt (, die aus einer anderen Feder stammt);
    • in einem Dialog, geführt mit einer Lektorin/einem Lektor, in dem Fragen, Probleme und Gedanken zum biblischen Text angesprochen werden;
    • durch den Vortrag von Glaubenszeugnissen einzelner Personen;
    • im Vortragen von geistlichen Impulsen;
    • mit Hilfe von Text- oder Bildmeditationen.

    4.2.2.7. Das Predigtlied


    Eine weitere Form, das gehörte Wort Gottes zu vertiefen ist das Predigtlied. Dies ist ein Gesang, der den Lesungs- oder Evangelientext, der das Thema der Predigt noch einmal aufgreift. Das Predigtlied kann von der versammelten Gemeinde gesungen werden, ebenso aber auch von einer Schola oder einem Kirchenchor.

    4.2.3. Die Antwort der Gemeinde


    Das Wort Gottes, das verkündet und erklärt wurde, braucht nun eine Antwort. Die Bibel ist voll von Erzählungen, wie Menschen auf die Ansprache Gottes reagieren: gläubiges Vertrauen zeigen Abraham und die vielen, die Jesus begegnet sind und von ihm geheilt wurden, wie z.B. der samaritische Aussätzige oder die blutflüssige Frau; andere antworten mit Rechtfertigung, wie z.B. Adam nach dem Sündenfall; wieder andere widersprechen und lehnen sich auf - so Ijob in seinem Ringen mit Gott, oder die Pharisäer und Schriftgelehrten in ihren Diskussionen mit Jesus; eine weitere Antwort ist der Gehorsam, wie er bei den vielen Propheten sichtbar wird auf die Berufung durch Gott, von Mose über Jesaja bis zu Paulus.
    Auch wir Christen sind aufgerufen, unsere Antwort auf Gottes Wort zu geben. Hier beginnt der Ablauf einer Wort-Gottes-Feier erheblich vom Ablauf einer Heiligen Messe abzuweichen. Gleichzeitig wird die Möglichkeit zur freieren Gestaltung größer - viele unterschiedliche Variationsformen sind erlaubt.

    4.2.3.1. Das Glaubensbekenntnis


    Die erste Antwort auf Gottes Wort sollte das Bekenntnis unseres Glaubens sein. Es gehört fest zur gottesdienstlichen Feier am Sonn- und Feiertag, an Werktagen ist es dagegen keine liturgische Pflicht. Im Sprechen oder Singen der beiden großen Glaubensbekenntnisse aus dem 4. Jahrhundert, von Credoliedern, aber auch im Sprechen der verschiedensten Bekenntnisse aus unserer Zeit drücken wir Christen unsere glaubende Zustimmung und unser Vertrauen in Gottes Zusagen aus.

    4.2.3.2. Das Predigtlied


    Auch das schon erwähnte Predigtlied (s. Kapitel 4.2.2.7.) ist eine Form unserer glaubenden Antwort auf Gottes Wort.
    Fortsetzung folgt...

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