Über die Bedeutung und den Aufbau der sonntäglichen Gottesdienstfeiern
(Teil 15)
4.2.3.3.6. Die Benediktion - die Segnung
Die Wort-Gottes-Feier kann - je nach Anlass - auch mit einer Segnung verbunden sein. Segnungen gehören seit alters her zum religiösen Brauchtum der Liturgie dazu. In dieser Zeichenhandlung wird Gott gepriesen und sein Heil auf uns Menschen herabgerufen. Denn Gott ist es, der uns Menschen etwas Gutes zusagt - bene-dicere. Er sagt uns seine Nähe und seinen Schutz für viele Situationen und Zeiten des Lebens zu. So können - je nach Anlass - folgende Segnungen ausgesprochen werden:
Segnung des Adventskranzes (1. Adventssonntag)
Kindersegnung zu Weihnachten (25.12., insbesondere 28.12.)
Segnung des Johannisweines (27.12.)
Segnung der Sternsinger (06.01.)
Blasiussegen (03.02.)
Segnung (uns Austeilung) der Asche (Aschermittwoch)
Segnung der Palmzweige (Palmsonntag)
Speisesegen an Ostern
Wettersegen
Feuersegen zu St. Johannis (24.06.)
Kräutersegen zum Fest der Aufnahme Mariens in den Himmel (15.08.)
Segnung der Erntegaben (Erntedankfest)
Gräbersegnung (zum 02.11.)
Kinder- und Lichtersegen zu St. Martin (11.11.)
Brotsegen zu bestimmten Heiligenfesten
Brautsegen bei der Eheschließung.
4.2.3.3.7. Das Weihrauchopfer
Eine andere Zeichenhandlung spricht nicht nur das Auge und das Ohr an - sondern auch die Nase. Weihrauch ist seit Urzeiten ein Zeichen, das nicht nur aus der christlichen Liturgie nicht wegzudenken ist. Mit Weihrauch wird die Verehrung und Anbetung Gottes besonders sinnenhaft wahrnehmbar (der aufsteigende Rauch ist zu sehen, der Duft verbreitet sich im Kirchenraum,). Gleichzeitig steht der Weihrauch als Zeichen für Gottes reinigendes Wirken am Menschen (Weihrauch ist schon seit der Antike auch in medizinischem Sinn ein Heilmittel, das durch Gottes Wohlgeruch den Gestank des Unheils und Bösen vertreibt).
So kann in einer Wort-Gottes-Feier auch Weihrauch als Gabe der Gemeinde dargebracht werden, indem die Mitfeiernden in eine offene Schale Weihrauchkörner einlegen, die dann auf glühenden Kohlen verbrennen. Geeignete Zeitpunkte für das Weihrauchopfer in der Wort-Gottes-Feier ist der Lobpreis (s. 4.2.3.4.), das allgemeine Gebet/Fürbittgebet (s. 4.2.3.5.) oder auch der Bußritus (s. 4.2.3.3.4.).
4.2.3.4. Der Lobpreis
Eine wichtige Form des Betens ist neben der Bitte und der Klage das Lob und der Dank. Im Lob und Dank machen wir Menschen uns immer wieder bewusst, dass wir nicht aus uns und unseren eigenen Leistungen heraus leben, sondern dass wir uns einem anderen verdanken - im wahrsten Sinne des Wortes! So ist selbstverständlich der Lobpreis eine Form der Antwort auf das Wort Gottes.
Für den Lobpreis stehen in der Wort-Gottes-Feier verschiedene Formen bereit, gesungen oder gebetet, spezielle Lobpreistexte, thematisch gestaltet, genauso wie Litaneien.
Dieser Lobpreis geht sonntags dann über in einen Gloriahymnus, ein Glorialied (Ausnahmen: die Adventszeit und die österliche Bußzeit, in denen ein anderer geeigneter Lobgesang gesungen wird).
4.2.3.5. Das Fürbittgebet
Unverzichtbar ist auch in der Wort-Gottes-Feier das fürbittende Gebet. Das Bittgebet liegt dem Menschen in der Regel am nächsten: die Bitte um vielfältige Dinge, die uns im Leben als unabdingbar erscheinen. Im Fürbittgebet nimmt jede und jeder Einzelne aus der Gemeinde ihr/sein hohepriesterliches Amt wahr und trägt die unterschiedlichsten Anliegen der Menschen vor Gott (vgl. 3.2.8.).
4.2.3.6. Das Gebet des Herrn
Das Grundgebet aller Christen ist das Vater unser. Das Gebet, das Jesus seine Jünger gelehrt hat zu beten. Es fasst in sieben Bitten die Heilserwartungen (Heiligung Gottes, Kommen des Reiches Gottes, Verwirklichung des Heiles Gottes) und die täglichen Bedürfnisse (Brot, Befreiung von Schuld, Versuchung und dem Bösen) zusammen. So ist dieses Gebet auch eine Bündelung aller anderen Bitten, die zuvor im Fürbittgebet ausgesprochen wurden.
In der Wort-Gottes-Feier ist der abschließende Lobruf fest mit dem Herrengebet verbunden.
4.2.3.7. Das Friedenszeichen
Wenn Du Deine Opfergabe zum Altar bringst und Dir dabei einfällt, dass Dein Bruder etwas gegen Dich hat, so lass Deine Gabe dort vor dem Altar liegen; geh und versöhne Dich zuerst mit Deinem Bruder, dann komm und opfere Deine Gabe! (Mt 5, 23f) - so fordert Jesus in der Bergpredigt uns auf, den Schritt der Versöhnung und des Friedens immer wieder neu zu gehen. Und er gibt uns zugleich seine Zusage, dass er uns seinen Frieden hinterlässt und schenkt (Joh 14,27).
Deshalb dürfen, ja sollen wir Christen in jeder gottesdienstlichen Feier um diesen Frieden des Herrn bitten - und uns dieser Gabe versichern. Sichtbar wird dies in der Friedensbitte und dem Friedenszeichen, das wir als Gottesdienstgemeinschaft einander bezeugen (vgl. 3.3.3.2.).
4.2.3.8. Das Loblied/Danklied
Zum Abschluss des großen Blocks der Antwort auf das gehörte Wort Gottes kann noch einmal mit einem gemeinsamen Lied für die Gegenwart des Herrn in Wort und Versammlung gedankt werden.
Fortsetzung und Abschluss folgt...