• Warum feiern wir Sonntagsgottesdienste?

  • von Wolfram Schmidt

    Über die Bedeutung und den Aufbau der sonntäglichen Gottesdienstfeiern


    (Teil 16 - letzter Teil)

    4.2.4. Die Sendung


    In aller Kürze wird auch die Wort-Gottes-Feier beschlossen, und die Gottesdienstgemeinde in die Welt ausgesandt.

    4.2.4.1. Die Vermeldungen


    Ohne liturgische Bedeutung sind die Vermeldungen, die auf wichtige Ereignisse im Leben der Gemeinde für die nächsten Tage hinweisen.

    4.2.4.2. Die Segensbitte


    In der Bitte um den Segen Gottes stellt sich die Gemeinschaft nochmals unter das Zeichen des Kreuzes. Diese Bitte wird im Zeichen zur Zusage, dass Gottes Kraft die Feiernden für die nächsten Tage erfüllt und begleitet.

    4.2.4.3. Der Entlassruf


    Nach Segensbitte und -zusage erfolgt der Entlassungsruf: Singet Lob und Preis! - Dank sei Gott (, dem Herrn)! Mit ihm endet die gottesdienstliche Feier.

    4.2.4.4. Auszug


    Entsprechend dem Beginn der Feier ziehen nun alle Dienstträgerinnen und -träger aus. Dabei vollziehen sie gegenüber Ambo/Altar und Tabernakel entsprechende Verehrungszeichen. Währenddessen bildet das Schlusslied und ein entsprechendes Orgelnachspiel den akustischen Abschluss der Wort-Gottes-Feier.

    4.2.5. andere Formen einer Wort-Gottes-Feier


    Die katholische Liturgie kennt neben dieser neuen Form der Wort-Gottes-Feier weitere Arten von Wortgottesdiensten, die zum Teil eine schon Jahrhunderte alte Tradition haben.
    Dazu gehören zunächst vor allem alle Gottesdienste, in denen Sakramente oder Sakramentalien gespendet werden: die Tauffeier, die Feier der Eheschließung, die Feier der Krankensalbung, die Feier der Versöhnung (einschließlich des sogenannten Bußgottesdienstes) oder die Feier der Beisetzung von Verstorbenen.
    Die Tagzeitenliturgie wurde und wird vor allem in klösterlichen Gemeinschaften und den Geistlichen gepflegt, findet aber vermehrt auch in Pfarrgemeinschaften statt - so wie vom II. Vatikanischen Konzil ausdrücklich gewünscht. Zunächst war dies in den Gemeinden vor allem das Abendgebet (die Vesper). Doch inzwischen hat auch das Morgengebet (die Laudes) beziehungsweise eine der sogenannten kleinen Horen (die Terz zur dritten Tagesstunde - die Sext zur Mittagsstunde - die Non zur neunten Tagesstunde), davon vor allem die Sext, Eingang in das liturgische Feiern der Gemeinde gefunden. Gleiches gilt auch für die Gebetszeit der Komplet, dem Nachtgebet zum Abschluss des Tages.
    Eine weitere, oftmals auch unabhängig von der Anwesenheit eines Geistlichen gepflegte Form einer Wort-Gottes-Feier sind die vielfältigen Arten von Andachten: Rorateandachten im Advent, Kreuzwegandachten in der österlichen Bußzeit, Maiandachten, das Rosenkranzgebet, speziell im Marienmonat Oktober. Inzwischen bietet das Gesangs- und Gebetsbuch ‚Gotteslob‘ eine Vielzahl von Anregungen für Andachten zu unterschiedlichsten Themen und Anlässen (unter anderem Andachten zu den Kirchenjahreszeiten, zu Fest- und Feiertagen im Laufe des Jahres, zu den Heiligen, zum Totengedenken) (GL- Nummern 672 bis 684). In diese Formen von Wort-Gottes-Feiern gehören auch die Früh- und Spätschichten, die vor allem Jugendliche ansprechen wollen.
    Eine weitere spezielle Zielgruppe wird in unterschiedlichsten Weisen mit Wortgottesdiensten für Kinder und Familien zu allen Kirchenjahreszeiten angesprochen.

    4.2.6. Die Kommunionfeier


    4.2.6.1. Wort-Gottes-Feier mit oder ohne Kommunion?


    Umstritten ist die Einbettung der Kommunion in die sonntägliche Wort-Gottes-Feier. Zu diesem Thema stehen sich zwei gegensätzliche Ansichten gegenüber:
    Zum einen wird - zurecht - betont, dass die Wort-Gottes-Feier ihre eigene liturgische und theologische Bedeutung hat. In ihr steht eben das Wort Gottes im Mittelpunkt, in ihr ist Jesus Christus in seinem Wort wirklich gegenwärtig unter der feiernden Gemeinschaft. Deshalb wird von offizieller kirchlicher Seite auch dringend empfohlen, die Wort-Gottes-Feier ohne Kommunionspendung zu begehen - zumal die ‚einfache‘ Austeilung der Kommunion eine komplette Eucharistiefeier als Gedächtnisfeier im Auftrag Jesu (Tut dies zu meinem Gedächtnis!) nicht ersetzen kann.
    Andererseits ist das Bedürfnis der Gläubigen nach dem Empfang des eucharistischen Sakraments in der jahrhundertealten Tradition und Übung nicht einfach zu übergehen. Der Kommunionempfang gehört in unseren Breiten eben zur gottesdienstlichen Feier dazu - in den weiten Gebieten Afrikas und Lateinamerikas, in denen es die Gläubigen schon immer gewohnt sind, dass es auch Gottesdienste ohne Kommunionempfang gibt, ist dieses Bedürfnis weitaus geringer vorhanden.
    Für Deutschland gilt zurzeit die grundsätzliche Maßgabe, Wort-Gottes-Feiern am Sonntag ohne Kommunionfeier zu begehen. Dort, wo es schon seit Jahrzehnten üblich ist, eine Wort-Gottes-Feier mit der Kommunionspendung zu verbinden (dies gilt vor allem für die Diasporagebiete im Osten und Norden des Landes), ist die Kommunionfeier möglich. Dennoch wird auch in anderen Regionen die Kommunion in die Wort-Gottes-Feier integriert, vor allem dann, wenn eine Heilige Messe am selben Tag nicht gefeiert wird/werden kann.
    Dabei ist selbstverständlich darauf zu achten, dass es zu keiner Verwechslung zwischen Eucharistiefeier und Wort-Gottes-Feier mit Kommunion kommt. Die Einzigartigkeit sowohl der Heiligen Messe als auch der Wort-Gottes-Feier soll nicht verwischt werden, ihre je eigene Bedeutung ist zu erhalten.

    4.2.6.2. Die Kommunionfeier in der Wort-Gottes-Feier


    Wird eine Kommunionspendung in die Wort-Gottes-Feier integriert, findet sie in der Regel im Anschluss an das Fürbittgebet statt.
    Zunächst leitet die Leiterin/der Leiter die Kommunion ein mit einem Hinweis auf die eucharistische Tischgemeinschaft mit den Gemeindeteilen, in denen Heilige Messe gefeiert wird beziehungsweise mit der Gemeinschaft, die zuletzt in dieser Kirche Heilige Messe gefeiert hat. Gleichzeitig erfolgt die Einladung zur Verehrung des eucharistischen Sakramentes.
    Erst dann wird der Altar für die Kommunion vorbereitet (Auslegung des Korporale). Dann wird das Allerheiligste aus dem Tabernakel zum Altar gebracht.
    Ein Christus- oder Sakramentslied kann diese Übertragung begleiten - ebenso ein Instrumentalstück. Im stillen Gebet verbleiben alle vor dem eucharistischen Sakrament. Es folgt das gemeinsame Beten des Vater-unsers. Auch der Friedensgruß hat hier seinen Platz.
    Vor der Kommunionspendung erfolgt wie gewohnt die Einladung zur Kommunion (Seht, das ist das Lamm Gottes und das Herr, ich bin nicht würdig). Nach dem persönlichen Dankgebet in Stille spricht die Leiterin/der Leiter zum Abschluss der Kommunionfeier ein allgemeines Dankgebet. Anschließend findet die Wort-Gottes-Feier in der Sendung ihren gewohnten Abschluss.

    5. Finale


    Es gibt sicherlich noch das eine oder andere über das Wie und das Warum der einzelnen Worte und Handlungen in den sonntäglichen Gottesdiensten zu sagen. Diese Ausführungen in den letzten Monaten sollten ein erster - zugegeben schon etwas intensiverer - Einblick in unsere Gottesdienstfeiern sein, damit Sinn und Bedeutung intensiver und tiefer erfasst werden können. Vielleicht ermöglichen diese Gedanken dem einen oder der anderen von Ihnen, die Gottesdienste am Sonntag mit neuen Augen zu sehen und neue Zugänge zum Mitfeiern zu finden.
    Der gesamte Text kann selbstverständlich auch noch einmal im Zusammenhang abgerufen werden. Sprechen Sie den Pfarrer an.

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